II.1. DER MYTHOS VON UNSTERBLICHKEIT.
           Zur Möglichkeit einer Rückentwicklung auf Langlebigkeit



Einführung.

Mythen und Heilige Bücher berichten über langlebige Menschen mit einer Überzeugungskraft, die ich mir nicht erklären kann. Wenn in einer Welt des ewigen Gebärens, Reifens, Alterns und Sterbens gesagt ist:

Und Gott, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was Gut und Böse ist. Nun aber, daß er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! (1. Mose 3,22)

und ich in eine Spannung fühle, als ob mir was gesagt worden wäre, wovon mein Schicksal abhängt, obwohl ich nichts verstehe, und es danach heißt:

Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. (1M6,1-4)

womit das undurchschaubare Gleichnis abrupt in eine Wirklichkeit übergeht, in der Verhalten der Männer und körperliche Merkmale der Frauen, deutlicher gesagt, das Triviale der Beziehungen zwischen Männern und Frauen, über ewiges Leben und Sein oder Nichtsein des Geistes Gottes im Menschen entscheiden, verstehe ich es weiterhin nicht, doch werde jetzt nach Hinweisen auf diese Beziehung suchen. Als dann nach Jahrtausenden mit Blick auf Frauen verlorene "Reinheit" beklagt wird:

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer!
(Hiob 14,1-4)

Und wie kann rein sein ein vom Weibe Geborener? (Hiob 25,4)

aber das Verhalten der Männer nicht erwähnt ist, finde ich unter den möglichen Erklärungen auch die, dass das Verhalten der Männer nichts mehr verändern kann, weil es Frauen bestimmter Merkmale nicht mehr gibt. Ist der Mensch jetzt, wie angesagt, nur noch kurzlebiges, geistloses Fleisch?

Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist keiner aufgestanden, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich ist größer als er. (Matthäus 11,11)

Mit dem Nebeneinanderstellen des Größten vom Weibe Geborenen und des Kleinsten im Himmelreich, sagt Jesus, dass das Band zwischen Gott und Mensch nicht gänzlich gerissen ist. Und sie werden ihm glauben, da sie einen Sohn Gottes sehen. Doch auch bei ihm ist Verbitterung herauszuhören, als er zu seiner Mutter sagt:

Frau! Was ist mit mir und dir gemeinsam. (Johannes 2, 4; Elberfelder Bibel, Anmerkung)

Mit der Mutter wenig oder nichts gemeinsam?

Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß: sein Gebot ist ewiges Leben. (Johannes 12, 49-50)

Aber mit Gott und den Menschen alles gemeinsam?

Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Matthäus, 5,48)


Mit allen alles? Der Mann ist ein Wesen, das den Tod sucht. Die Frau, ein Wesen, das leben will, weil es leben muss.

Nach einem Leben, in dem er vielmals Unmögliches vollbringt, sagt Jesus zum Abschied:

Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. (Matthäus 26, 26-29)

Als Petrus diesen Jünger sah, frage er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, daß er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? (Johannes 21, 21-22; Einheitsübersetzung)

Er will in einem geistigen Kraftakt Vaters Gebot des ewigen Lebens im Dasein von Fleisch und Blut erfüllen.

Und was tut er? In Anwesenheit der Frau vergibt er dem gekreuzigten Mann die Schuld.

Man wusste, dass in der Verzweiflung des Todeskampfes Unmögliches möglich wird. Er verscheidet mit den Worten: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Markus 15, 34; Matthäus 27, 46). Dieses war unmöglich.

1. Die entscheidenden Hinweise auf lange Lebenszeiten der Menschen in der Vergangenheit suchte ich in der Anthropologie, insbesondere an Merkmalen der Menschenrassen, leider zu spät, da es zu dieser Zeit die Menschenrassen nicht mehr gab.

Rassentheorien (zusammenfassend auch als Rassenkunde oder Rassenlehre bezeichnet) sind Theorien, die die Menschheit in verschiedene Rassen einteilen. Sie waren vor allem im 19. und im frühen 20. Jahrhundert sehr einflussreich, gelten aber heute als überholt und wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Die "Rassen" wurden primär aufgrund äußerlicher Merkmale wie Hautfarbe, Behaarung oder Schädelformtypologisch unterschieden, häufig wurden aber auch zusätzliche Unterschiede im Charakter und den Fähigkeiten entsprechender Individuen angenommen bzw. behauptet. In der Biologie wird die Art Homo sapiens heute weder in Rassen noch in Unterarten unterteilt. Molekularbiologische und populationsgenetische Forschungen seit den 1970er Jahren haben gezeigt, dass eine systematische Unterteilung der Menschen in Unterarten ihrer enormen Vielfalt und den fließenden Übergängen zwischen geographischen Populationen nicht gerecht wird. Zudem wurde herausgefunden, dass der größte Teil genetischer Unterschiede beim Menschen innerhalb einer geographischen Population zu finden ist. Die Einteilung des Menschen in biologische Rassen entspricht damit nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. (de.wikipedia.org/wiki/Rassentheorie)

Immerhin war noch zu erfahren:

Menschenrassen. Traditionelle, weitgehend willkürliche Aufteilungen der Menschheit anhand äußerlicher Merkmale (Hautfarbe, Körpergröße, Kopfform u.a.), die heute von der Wissenschaft als biologisch wenig sinnvoll angesehen werden und daher fallen gelassen wurden. Die vorherrschenden Rassenkonzepte beinhalteten Klassifikationen in Großgruppen wie Europide, Mongolide, Negride und Australo-Melaneside sowie zahlreiche weitere geographische Unterteilungen, über die sich die Forscher schon in der Vergangenheit nicht einigen konnten. (wissen.de/ lexikon/menschenrassen)

Pygmiden, , ehemals für Anthropologen von höchstem Interesse, werden nicht angeführt, weil sie und ihr Aussterben die fortschrittliche, Unterschiede zurückweisende, Anthropologie aufs Peinlichste mit der Wirklichkeit konfrontieren. In "Meyers Taschenlexikon Biologie", (B.I.-Taschenbuchverlag, Mannheim) aus dem Jahr 1988 sind sie noch anwesend: Heute werden vier Großrassen unterschieden: die Europiden, die Mongoliden, die (aus diesen hervorgegangenen) Indianiden und die Negriden. Dazu kommen noch einige Rassengruppen, wie die Australiden und die afrikanischen und asiatischen Pygmiden.

Zu den im Weiteren diskutierten Europiden ist dort zu lesen:

Europide (europäischer Rassenkreis). Bezeichnung für die sogenannte weiße Rasse, als eine der drei Großrassen. Die Europiden. lassen sich in vier Gruppen zu je zwei einander stammesgeschichtlich nahestehenden Rassen untergliedern: 1. Nordide und Fälide bzw. Dalonordide; 2. Alpide und Osteuropide; 3. Dinaride und Anatolide; 4. Mediterranide und Orientalide.

Der Ausgleich von Unterschieden ist eine Tendenz der Natur, ihr Entstehen ein Geheimnis, das zu bewahren ist, um vielleicht irgendwann aufzudecken. Wissenschaft, die vieles für die Erhaltung aussterbender Pflanzen- und tierunterarten tut, da es einzigartige Lösungen der Natur sind, die irgendwann nützlich sein könnten, drängt die eigene Art in entgegengesetzte Richtung. Die wissenschaftliche Anthropologie liefert seit einigen Jahrzehnten biologische Begründungen der auf Vereinheitlichung von Verhalten und Denken hinauslaufenden gesellschaftlichen Prozesse. Eine uniforme Art "Mensch" ist vorstellbar und gewollt, das Abschleifen der Unterschiede im vollen Gange. Mit zu Schau gestelltem Luxus für alle wird verwirklicht, was der Kommunismus mit Beschwörungen des Ideals der Gleichheit vergeblich anstrebte. Vieles wird einfacher. Vieles nicht mehr nötig. Auch Fragen zu stellen. "Der Roboter - noch Maschine oder schon Mensch?" Es ist entschieden. Einst fragte ich, warum Schiller und Goethe auf einem Sockel stehen, jetzt stehen Roboter, und alles ist klar. Auch das Problem des ewigen Lebens ist gelöst, man arbeitet an technischen Details. Und bald ist alles gelöst. Manifestationen des Unwahrscheinlichen, genannt "Geist", werden nicht mehr beunruhigen. Man wird ironisch fragen: "Was ist "Geist"? Falls zu Ironie noch fähig.

Unterschiede der Menschen entstehen in Jahrmillionen und können in Jahrzehnten verschwinden, doch manchmal kommt am Ende hervor, was an das Verlorene erinnert – Angsttriebe. Also: Was ist Geist? Anhand von noch auffindbaren Abbildungen und Beschreibungen in Biologiebüchern des XX. Jh. ist allerdings feststellbar, dass die körperlichen Unterschiede zwischen den einstigen Menschenrassen größer sind, als zwischen den Unterarten höherer Säugetierarten. Ich habe es an mehreren Tierarten verglichen und führe als Beispiel die fünf Unterarten des Tigers (Panthera tigris) an. Diese Feststellung bliebe auch dann gültig, wenn man die Pigmentierung der Menschenrassen nicht in Betracht zöge, da einiges darauf deutet, dass sie je nach Sonneneinstrahlung des Habitats im Laufe der Zeit dauernd zunimmt bzw. abnimmt. Sie wäre selbst dann gültig, wenn der Vergleich sich nur auf die Schädelform der einstigen Menschenrassen beschränkte. Bei derartiger Reduktion der körperlichen Merkmale wird zugleich deutlich, dass die Formen der Europiden (Nordide, Fällide, Alpide usw.) als Mischformen eines hypothetischen langgesichtigen, hochschädligen Typus und einiger, in allen Erdteilen auftretenden breitgesichtigen und rundköpfingen Typen, klassifiziert werden könnten. Runder Schädel, größerer Abstand der Augen und breit angesetzte Kiefern sind progressive körperliche Merkmale, dagegen wäre der hypothetische langgesichtige Typus als "archaisch" zu bezeichnen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen körperlichen Veränderungen und der Anzahl der Generationen in denen diese sich vollziehen, folglich könnten der progressive und der archaische Typus in der Anzahl der Generationen sich unterscheiden, woraus auf längere Lebenszeit des archaischen Typus zu schließen wäre.

2. Mythen von unsterblichen Göttern und ewigem Leben treten im Alten Ägypten, im Orient, in Europa und Indien auf, in anderen Erdteilen gibt es sie nicht. In China kommen aus der Vergangenheit Lehren und Weisheiten, die verbunden mit Ahnenkult, ein sinnvolles Ganzes ergeben. Anderswo kommt zum Ahnenkult Schamanismus hinzu, was ebenso, auch wenn auf andere Weise, überleben hilft. Dagegen gaben Mythen von unsterblichen Göttern und ewigen Leben Völkern, die sie mit sich tragen, Tod als Begleiter, was mit Glauben an ewiges Leben im Paradiese, ewige Wiederkehr und anderen Vorstellungen nicht auszugleichen ist. Wozu dann dieser geistige Kraftakt - wenn es eine Illusion wäre? Wurden die Götter der Mythen, (die ansonsten beeindruckend menschliche Eigenschaften aufweisen) als göttlich wahrgenommen, eben, weil sie sehr lange lebten? Und sind die Geschichten um sie bis heute nicht deswegen so faszinierend, weil Generationen von Geschichtenerzählern, die diese Menschen erlebten, von ihnen fasziniert waren? Dichter der Gegenwart bringen derartige Geschichten nicht fertig, ihre Phantasien sind schnell vergessen. Könnten es nicht ins Phantastische gesteigerte Darstellungen wahrer Geschichten sein? Denn, kann man so entfernt von der Wirklichkeit solche Einzelheiten erdenken? Kann man überhaupt den Gott Israels oder auch nur den Zeus erfinden?

Die Sprachen der semitischen und indoeuropäischen Völker, deren Mythen und Religionen so eindringlich von Unsterblichkeit und langem Leben berichten, sind nicht verwandt, was auf eine über lange Zeit getrennte Entwicklung weist. Gemeinsam diesen Völkern ist jedoch das häufige Auftreten eines ähnlichen anthropologischen Typus. Charakteristisch für diesen Typus ist hoher Wuchs, schlanker Körper, langer Hals, langes schmales Gesicht, große Nase und ausgeprägtes Kinn, helle Haut, oft blaue Augen und helles oder rötliches Haar, in Gebieten mit starker Sonnenstrahlung auch stärkere Pigmentierung und dunkle Augen. Schwache Pigmentierung ist vermutlich ein archaisches Merkmal, da Hautfarbe und Haar bei Kindern aller Rassen heller ist als bei Erwachsenen, und die Augen von Neugeborenen meist blau sind, bevor sie dunkel werden. Es ist vermutlich mit intensiver Einstrahlung blauen Lichtes zu verbinden, was entwicklungsgeschichtlich zu erklären wäre, doch hier nur auf die blondhaarigen Kinder der Ureinwohner Polynesiens hinzuweisen ist. Angaben zur Lebenszeit einzelner Menschentypen gibt es nicht, doch bei diesem Typus ? und nur bei diesem ? zeigt sich manchmal ein Merkmal, das mit Lebenszeit in Verbindung gebracht werden kann, nämlich sehr langes Gesicht, fliehende Stirn, stark ausgeprägte, mit der Stirn eine Linie bildende, Nase, und herausragendes Kinn. Diese Art von Profil ist heute selten, da meist eine Vertiefung zwischen Stirn und Nase auftritt, doch eben dieses Profil wurde im Altertum oft auf Malereien und Skulpturen dargestellt. Seine Bedeutung wird dadurch bestätigt, dass manche Völker, vor allem die Maya und Inka, derartiges Profil künstlich durch Verformung der Schädel von Neugeboren hervorbrachten, und zwar bei Kindern von Adligen. Bei Einzeichnung stark reduzierter Kiefern am Schädel eines zweibeinigen Archesaurieses, kommt dieses Profil zum Vorschein. Es ist ein archaisches Merkmal. Populationen, in denen dieser Menschentypus erhalten blieb, durchlebten vermutlich eine geringere Anzahl von Generationen.
Dieser Typus kommt auch bei finno-ugrischen und kaukasischen Völkern vor, bei Basken, den Ureinwohnern der kanarischen Inseln, polynesischen Völkern, gelegentlich bei Japanern. Auch die Sprachen dieser Völker sind nicht verwandt. Hinzuzufügen sind die Sumerer, in deren unklassifizierbarer Sprache die ältesten niedergeschriebenen Mythen von Unsterblichkeit verfasst sind, denn auf ihren Skulpturen ist dieser Typus dargestellt. Arnold Wadler ("Der Turm von Babel". Urgemeinschaft der Sprachen) konnte etwa tausend Urwörter anführen, die in mehreren dieser nicht verwandten Sprachen sehr ähnlich lauten, was auf eine gemeinsame Herkunft deutet. Die Heimat der Menschen dieser Ursprache müsste eine geographische Nische gewesen sein. Derartige Nischen würde man sich in den Bergen oder tief im Inneren des Landes vorstellen, doch diese Völker wagten und wussten irgendwie Meere zu durchqueren. Manche von ihnen, wie Polynesier, Phönizier und Wikinger auf primitivsten Fahrzeugen.

Der entwicklungsgeschichtliche Zusammenhang ist in der Abhandlung I.3 "Das Wirbeltier zwischen Niedergang und Wahn" dargestellt. Ich gehe dort davon aus, dass der Mensch an Ufern der warmen Meere direkt von einer Echsenart, verwandt mit Thecodontiern, hervorkam, und nach Verdrängung ins Meer, auf kleinen Inseln ein archaischer Menschentypus erhalten blieb.

3. Die Angaben zur Lebensspanne der Tiere sind lückenhaft und gehen weit auseinander. In der Wildbahn erleben Tiere, außer den größten, wie Elefanten, ihre Lebensspanne fast nie, da sie zuvor gefressen werden. In stressloser Gefangenschaft leben sie länger, doch Fütterung und Bewegungsmangel verzerren ihre natürlichen Lebensbedingungen. Am längsten leben altertümliche Wirbeltiere und der Mensch. Störe, Haie und Leistenkrokodile etwa 100 Jahre, Schildkröten über 200 Jahre. Einige Reptilienarten wachsen das ganze Leben. Langes oder gar lebenslanges Wachstum war vermutlich eine Eigenschaft der großen Echsen der Jura und Kreide. Mit langem Wachsen könnten lange Reifezeit und lange Lebenszeit einhergehen. Die entwicklungsgeschichtlich jüngeren Vögel leben kürzer. Andenkondor, Uhu, einige Adler- und Papageienarten etwa 70 Jahre, allerdings bei hohem Stoffwechsel und schnellem Puls, was bei rezenten Säugern im umgekehrten Verhältnis zur Lebenszeit steht. Säugetiere leben kürzer, außer Elefanten und Walen, die aufgrund ihrer Körpergröße lange reifen und wachsen. Säugetiere der Körpergröße des Menschen leben bedeutend kürzer als er. Als mögliche Regelmäßigkeit ist festzuhalten: Langlebig sind altertümliche Tiere, große Tiere, lange reifende Tiere und der Mensch. Stress setzt vermutlich die Lebenszeit herab.

4. Zur Erklärung von Langlebigkeit als anthropologischer Besonderheit ist von der Ökonomie des Überlebens auf kleinen Inseln auszugehen. Zum einen, verändert sich das Nahrungsangebot des Meeres im Ganzen nur wenig, zum anderen, werden dort bei Überbevölkerung die von Frauen und Kindern genutzten Ressourcen der Uferzone des Meeres und des Landes schnell ausgeschöpft, wodurch Frauen die meiste Zeit auf Versorgung durch die weiter im Meer jagenden und fischenden Männer angewiesen sind. Der pro Frau zufallende Überschuss, den Männer abgaben, war umso größer je größer die Zahl der Männer und je kleiner die Zahl der Frauen. Auch wenn Naturkatastrophen - Wirbelwinde, Überflutungen und Vulkanausbrüche - die Populationen oft reduzierten, waren Zeiten der Üppigkeit dort kurz, da bei hoher Fortpflanzungsfähigkeit der Urmenschen es schnell erneut zur Überbevölkerung und Hungersnöten kam. Die Menschen der Inseln würden sich dem sich wiederholenden Zyklus von Üppigkeit und Hungersnot im Verlauf der Evolution angepasst haben, vielleicht auch früh erkannt haben, dass die Hungersnöte selbst verursacht sind. Populationen überleben, wenn ein Grundbestand der Frauen überlebt. Bei hoher Fruchtbarkeit könnten es wenige Frauen gewesen sein.
Die Eierstöcke der rezenten Frau enthalten bei Geburt im Durchschnitt etwa 450000 Eier. Im Laufe des Lebens verringert sich ihre Zahl ständig, vor der Menopause sind es nur noch 1000 Eier. Von den 450000 Eiern reifen zur Befruchtung 400 bis 500 Eizellen. Die Reife der der Frau beginnt im Alter von etwa 16 Jahren, die Unfruchtbarkeit tritt mit etwa 50 Jahren ein. Schwangerschaften eingerechnet, entspricht die Anzahl der Eisprünge (34x13=442) der zur Befruchtung reifenden Eizellen. Der letzte Eisprung leitet Altern der Frau ein. Ein Unterschied von 100 Eizellen könnte theoretisch die Menopause um acht Jahre – dreizehn Eier pro Jahr – verzögern, ähnlich dürften sich Schwangerschaften auswirken. Gänzlich theoretisch ist diese Möglichkeit nicht, denn in letzter Zeit wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass bei Frauen mit großen Eierstöcken die Menopause später eintritt. Auch ist es eine alte Erfahrung, dass gut genährte Frauen, die viele Kinder gebaren und spät Kinder bekamen länger jung bleiben. Ähnlich wirkt sich Laktation aus, die bei Naturvölkern unter Umständen einige Jahre dauert, in denen es nicht zu Befruchtung kommt, da Eisprünge ausbleiben. Es schont viele Eizellen. Simpel ist in der Natur allerdings nichts. In der Linguistik auch nicht. Dennoch, im Hebräischen steht für "Ewigkeit" und "Menstruation" dieselbe Wurzel Ayin-Daleth. Wenn die Frau alle zwei Jahre ein Kind gebar, insgesamt in 30 Jahren 15 Kinder, was auch die rezente Frau manchmal schafft, dann blieben am Ende der gegenwärtigen Fruchtbarkeitszeit etwa 200 Eizellen übrig, bei langer Laktation mehr. So könnte die Frau im Alter von über fünfzig Jahren weitere Kinder bekommen und dadurch länger leben. Zudem war vermutlich in der Frühzeit die Zahl der Eier und der zur Befruchtung reifenden Eizellen höher als heute.
Bei den Juden gilt Menstruation als unrein. Der Sinn könnte ein tieferer sein als oberflächliche Unreinheit. Wenn Rachel sagt: "Schaffe mir Kinder, wenn nicht, so sterbe ich" (1M30,1), ist es kein hysterischer Ausbruch, denn derartiges wird in Heiligen Büchern nicht verewigt. Auch nicht "sterben" aus Scham oder Furcht vor Verlust der gesellschaftlichen Stellung und Verstoßung, denn das drohte ihr nicht. Es könnte das Gefühl des Ausflusses des Lebens mit dem Blut der Regelblutung sein. Heute nicht mehr als Aberglaube, allein schon deswegen, weil man an diesem natürlichen Zyklus bedenkenlos manipuliert. Doch derartiger Glaube kommt selten aus dem Nichts.
Wenige Frauen mit vielen Kindern sind ökonomischer, als viele Frauen mit wenigen Kindern, weil die Ernährung der Mädchen bis zur Reife entfällt. Ein niedriger Anteil der Frauen verzögerte das Eintreten von Hungerzeiten, doch begünstigte vor allem Frauen, da sie in Hungerszeiten um ihr Überleben nicht zu fürchten brauchten. Es befreite sie vom größten Stress des damaligen Lebens, was sich positiv auf Fruchtbarkeit auswirkte. Ihre Aufgabe war Kinder großzuziehen und gemeinsam mit Kindern durch Sammeln beidseits des Ufers auch bei längerem Ausbleiben der Männer sich zu ernähren. So lohnte es sich viele Kinder zu haben, da halbwegs ausgewachsene Kinder zum Überleben der Mütter und der Kleinkinder beigetrugen. Auch Gebären war leichter. Die Frau gebar stehend im Wasser, das Neugeborene war kleiner, der spindelförmige Kopf und schlanke Körper der Kinder des archaischen Menschentypus machten es ihr leicht. Schwangerschaften veränderten die Lebensweise des Urweibes nicht viel mehr als bei Tieren.
Bei geringer und wenig veränderlicher Anzahl von Frauen, war Überbevölkerung stets eine Überbevölkerung der Männer. Dazu kam es jedoch selten, weil Männer, die wie bei allen höheren Wirbeltieren, Begattung möglichst vieler Frauen anstrebten, sich im Kampf um Frauen selbst reduzierten. Es war waffenloser Zweikampf, wie bei Tieren, doch kein Verdrängungskampf, wie bei Tieren, da auf kleinen Inseln Überbevölkerung dadurch nicht verringert würde, außer die Besiegten gingen aufs Meer und kämen nicht wieder. Der Kampf endete meist tödlich auch deswegen, weil eine Unterbrechung des Kampfes schwierig war. Die gefährlichste Waffe waren nämlich Kiefern, da ein Biss in die Kehle den Kampf beendete. Daher galt es die Kiefern des Gegners mit den Händen möglichst vom Leibe halten. Der Einsatz von Beinen ist in dieser Situation wenig wirksam, dagegen Töten durch Erwürgen oder Halsumdrehen möglich, und bei langem Hals, herausragendem Unterkiefer und kleinem Kopf damals vermutlich leichter als heute. Das Aufgeben des Kampfes wäre dann nur durch loslassen möglich, was für den Aufgebenden meist tödlich endete. In diesem Kampf war es schwieriger zu verletzen, als zu töten und meist floss kein Blut. Der Unterschied des mit Händen kämpfenden Tieres und den mit Gebiss kämpfenden Tieren könnte die erste sich ins Bewusstsein prägende Unterscheidung zwischen Mensch und Tier gewesen sein.
Bei Überbevölkerung und Hungersnot endete der Kampf immer tödlich. Liegen blieb der Körper eines jungen Mannes. Er wurde verzehrt, da anders nicht in den Sinn kam. Ein Mahl ist an sich anständiger als die Alternativen, doch bei Hungersnot gab es keine Alternative, denn der Körper eines Verlierers rettete vor Tod und Aussterben. Das kannibalische Gleichnis im Vermächtnis des Jesus am Letzten Abendmahl wird intuitiv bis heute als extrem wichtig in Erinnerung gerufen. Blieben am Ende der Hungerkrise die Frauen und einige Männer übrig, konnte die Population in wenigen Generationen wiederaufgebaut werden. In der nachfolgenden Zeit der Üppigkeit legte man den Nahrungsüberfluss wieder als Vorrat in Männern an.

5. Männer sind einzigartig unter höheren Säugetieren durch ihre Bereitschaft sich gegenseitig zu töten und ihre Frauen zu versorgen. Frauen einzigartig dadurch, dass ihre Empfängnisbereitschaft unauffällig und kurz ist, in kurzen Zeitabständen sich wiederholt, eine Regelblutung auftritt, die tagelang dauert und auffällig ist, und dass die Brüste sich nicht, wie bei anderen Säugern, nach Laktation zurückbilden. Die jahreszeitlich unabhängige Empfängnisbereitschaft deutet auf eine Entwicklung im äquatorialen Bereich. Die Verbindung mit dem Mondzyklus wäre möglicherweise mit dem Leben des Tieres im Flachwasser seiner Frühzeit zu erklären. Zusammengenommen führen diese Eigenschaften dahin, Männer zur sexuellen Aktivität auch bei Schwangerschaft und Säugen anzuregen, was an sich naturwidrig ist, aber auf kleinen Inseln überlebenswichtig war, da dadurch Männer zur ständiger Versorgung von Frauen und Kindern herangezogen wurden. Somit investierten Männer in Nichts, was selten bei höheren Säugetieren vorkommt, aber gerade deswegen entscheidend für Bestehen und Fortentwicklung der Art war. Es ist eine Errungenschaft der Frau, die für sie den Nachteil hatte, dass eine sich wiederholende Menstruation Unfruchtbarkeit anzeigte, also die Frau unattraktiv machte.
Damit deutet sich die Entwicklung von Sinnlichkeit und Erotik an. Die materiellen Anfänge des Phänomens sind trivial, nämlich Teilnahme der hungrigen Frau an Beute. Bei ihr verbindet sich das Gefühl des gestillten Hungers mit Entspannung, der Mann bekommt zur Beute den Siegespreis. Der Akt vollzieht sich nach Kampf und Mahl, vor hungrigen Zuschauern. Erregung, Siegesgefühl, Lust am Essen und Sattheit, zusammen mit dem, was der Geschlechtsakt selbst an Befriedigung einbrachte, stimuliert Paarungsbereitschaft, führt zur ständiger Paarungsbereitschaft und Erotisierung des Sexuallebens. Die Gewinnerin ist die Frau. Sie hat allen Grund ihre Befriedigung in Wollust zu steigern und laut kundtun, um die umgebenden Männer zu stimulieren. Solange Männer da waren brauchten Frauen um ihr Überleben nicht zu fürchten. Sie waren ständig paarungsbereit und gebaren ständig. Und solange sie gebaren waren sie jung.
Anderes kam dazu. Der Mensch lebte am Rande von Wasser und Land in einer wenig veränderlichen Umwelt. Der Energieumsatz zur Erhaltung der Körpertemperatur war im warmen Klima gering, entsprechend gering die Abnutzung des Organismus. In der äquatorialen Zone blieb er vom Stress der jahreszeitlichen Veränderungen weitgehend verschont. Das Sammeln von Nahrung im Flachwasser des Meeres und im raubtierfreien Land war für Frauen stresslose Routine, Jagd im Meer für Männer ein Abenteuer, manchmal gefährlich, nie mühsam. Die Menschen nährten sich mit dem, was das Meer hergab, den vom Lande genommenen Zutaten – und sie waren Kannibalen. Es gab ihnen das Gefühl des Grades der Schädlichkeit anderer Nahrung. Aufs Meer gingen Männer mit Lust, denn es gab ein Zurückkommen. Sie gingen auf Reise, denn es gab ein Hinkommen. Wahrscheinlichkeiten schätzten die geborenen Sieger nicht. Ihr kurzes Leben war Spiel, der tödliche Kampf um Frauen Naturgesetz, denn außer Flucht ins Meer hatten sie keine Wahl. Das Kind schaute neugierig den Kämpfen der Männer zu, der Knabe wiegte sich in der Vorstellung seines ersten Sieges und der ersten Frau, tat nichts, lebte das kurze Leben träumerisch im Jetzt zeitlos dahin, unbehelligt von Vergangenheit, aus der nichts herauszuholen war, gleichmütig gegenüber der Zukunft, die es sie für ihn nicht gab, im Gefühl völliger Unwichtigkeit jegliches Tun - bis zum entscheidenden Augenblick. Ein Leben in Lethargie, aus der sie aufwachten - meist durch Hunger, immer in Übermut -, um auf Jagd oder in den Kampf zu gehen. Auf Stress anfällige Männer schieden aus. Die, die ihre Gene weitergaben, trugen zur Langlebigkeit bei, denn natürliche Selektion bevorzugte Spätreifende. Sie sahen mehr Kämpfe, waren nach Erreichen der Reife erfahrener und körperlich stärker, hatten bessere Chancen zu siegen.
Der ausgewachsene Mann lebte kurz. Frauen erlebten nur junge Männer. Inmitten ewiger Jugend war Altern abartig - und die Frauen passten sich an. Die ewige Jugend der sie umgebenden Männer war Wirklichkeit, ihre ewige Jugend Wahn. Wie der Wahn des Mannes Sieger zu sein, prägte sich auch diese Illusion genetisch ein, wurde zur Physis – "Natur". Getäuscht von der ewigen Jugend der Männer, betrog die Frau Natur um Tod. Eine überlange Jugend ist in der Tierwelt absurd. Hier war sie stimmig, da Glaube, Wahn, Illusion eine biologische Anomalie als Grundlage haben muss. Unnatürlich war es nicht, denn Sterben ist in der Tierwelt selten und bedeutungslos. Für das geisthafte Tier, Mensch, dem Sterben ebenso wenig ins Bewusstsein kam, wie den Tieren, war Leben ein zeitloses Erlebnis. Seine Physiologie war anders, er atmete anders, erlebte Freiheit einer für uns unbekannten Art: Freiheit von Furcht und Fehler.
Die unvermeidliche auf isolierten Inseln Inzucht hatte keine negativen Folgen, da bei stets zu erwartender Überbevölkerung Mütter rigoros nur in fehlerfreie Kinder investierten und gelegentlicher Austausch mit benachbarten Völkern ein Grad genetischer Variation einbrachte. Das Volk war eng verwandt, die Menschen einander sehr ähnlich, ihr Ich-Bewusstsein schwach ausgeprägt. Das Schauen der tödlichen Kämpfe der Männer trieb die Phantasie des Kindes in Wahn. Wahn, Sieger zu sein, denn nur als Sieger konnte es leben. Ohne Zuneigung – "objektiv" – sah es dem Kampfe zu. Doch im entscheidenden Moment identifizierte es sich mit dem Sieger, griff im Geiste ein und siegte. Es zensierte objektives Erkennen, indem es den Besiegten aus dem Gedächtnis löschte, und fälschte subjektives Erkennen, indem es die Möglichkeit seines Unterliegens ausschloss. Es ging hin um Sieger zu sehen und entwickelte die Fähigkeit sich selbst als Sieger zu sehen. Der in den ersten Kampf gehende junge Mann sah viele Kämpfe, kämpfte keinen, da im Spiel das entscheidende ausgelassen werden musste. Er wurde geprägt von Schauen. In den Kreis tretend, sah er sich von außen, im "Traum" von nie erlebter Klarheit. Einem der Kämpfer wurde es zum Verhängnis. Gingen in letzter Anspannung der Kräfte, Lage und "Traum" auseinander, identifizierte sich der Zuschauer in ihm mit dem Sieger, der "Traum" des Siegenden bemächtigte sich beider, beide siegten, einer blieb liegen.

6. Es gab immer zu viele Männer, Inzucht machte sie gleich, wie keine Demokratie und kein Kommunismus es kann, da hatten manche nur mehr Glück. In einer Gemeinschaft von Kopien ist die Bedeutung der Ich-Kopie gering, und das Fehlen einer Kopie kaum bemerkbar, da es genug Kopien gab. Der Ausgang des Kampfes war durch Vorbereitung, Übung nicht zu beeinflussen, im Üben ist ein Schatten von Furcht – die, die es taten waren die wahrscheinlichen Verlierer. Das Spiel wurde von Genen und Zufall bestimmt, ein Glücksspiel im dem jeder zweite ausschied und keiner merkte, dass nach einigen Runden er allein dablieb, da immer neue Spieler hinzukamen. Kampf ums Überleben, worum es im Grunde ging, wurde im nachfolgenden Mahl mystifiziert, verborgen in Ritus und Kult. Das Übernatürliche – Wahn, Glaube, Triumph – herausgeschrien in Lust am Natürlichen, an Essen und Kopulation. Den Mann zog in den Kampf, wie den Spieler zum Spiel. Es war der Wahn des Besseren, sein Vertrauen in Glück. In den von "Wunsch" inspirierten Zufall.
Es waren Kinder, die den Kreis der Zuschauer bildeten und fast noch Kinder gingen in den Kampf. Sie gerieten außer sich. Hungernde neigen zu Halluzinationen, Gefahr und Spiel machen süchtig. Über dem Kreis lag Kraft. Schauende gingen hinüber in den Kampf, Kämpfer traten aus sich - in Trance und Ekstase. Im Augenblick der Entscheidung rekonstruierte der Schauende im Geiste den Kampf, um nur Sieg und den Siegenden im Gedächtnis behalten. Dasselbe machte er als Kämpfer. Jetzt aber musste er den Sieg vorwegnehmen, glauben es wäre schon geschehen. Bei schwach ausgeprägtem Ich-Bewusstsein war es der Zuschauer im Kämpfer, der sich selbst als Objekt von einem Über-Ich sah. Von da aus konnte er das Tun des Ich-Objektes beeinflussen und diese Einflussnahme war stets erfolgreich. Es ging daraufhin mit der Kraft des Über-Ichs auch das Tun des Gegners zu beeinflussen. Im routinemäßigen Kampf zwischen körperlich fast identischen Gegnern entschied diese Kraft über Sieg und Überleben. Man empfand sie als eine über den Körper herrschende Wesenheit – als Geist.
Trotz aller Gleichheit kam es vor, dass ein Mann einige Male hintereinander siegte. Mit Entwicklung der Fähigkeit des Außer-sich-seins und geistigen Einflussnahme wurde die Reihe der Siege länger. Der Glaube an die Kraft des Mannes zu siegen verstärkte sich nach jedem Sieg und in diesem Glauben – seinem Glauben und dem Glauben der Gemeinschaft – wurde er tatsächlich unbesiegbar. Er war der bekannteste Mann in der Gemeinschaft, der Mann, der am längsten lebte, begehrt von Frauen, da sie von ihm ähnliche Söhne erwarteten. Er veränderte sich mit den Jahren körperlich, doch seine Kraft nahm zu. Die Veränderungen wurden nicht mit Altern, aber mit Kraftzunahme assoziiert. Und es kam hinzu, was Männer eines Inselvolkes nicht besaßen – Erfahrung. Es machte den ältesten Mann unmerklich zum Häuptling. Da aber diese Menschen instinktiv das auffällig Abweichende ausmerzten, wurde der Häuptling in eine nicht zu Menschen gehörende Kategorie versetzt, die auf den Begriff "Gott" hinauslief.
Der überragende Mann hatte innerhalb der polyandrischen Gemeinschaft die größten Chancen die Frauen zu begatten, wie es Polygynie ermöglicht. Das Zusammenleben und Überleben der Gemeinschaft wurde dadurch nicht beeinträchtigt, da Männer, die im Zweikampf siegten, wie zuvor Zugang zu Frauen hatten. Durch diese Veränderung kamen jedoch in den polyandrischen Gemeinschaften die genetischen Vorteile der Polygynie zum Tragen.
Der überragende Mann könnte lange genug leben, um den Kampf zwischen seinen Söhnen zu sehen. Er würde objektiv zuschauen – so gut er konnte. Am wahrscheinlichsten siegte nämlich derjenige, der stärker glaubte der überragende Mann würde ihm beistehen. Diesem half er ohne es zu wollen und merkte, dass seine Vision den Kampf beeinflusste. Die Vision des Sieges kam jetzt sowohl vom Kämpfer, wie vom überragenden Mann im Kreise der Schauenden. Er gab den Anstoß zum Umschwung, riss die Schauenden mit. Der Vater spürte die Kraft "welche kommt aus Glauben in Glauben", wie es Paulus fühlte (Röm 1,17), der Sohn spürte den Zustrom von Kraft – - und erkannte den Urheber. Den überragenden Mann, zu dem die Frauen heraufschauten, der ihn töten könnte, wenn er wollte, den Vater. Eine Ewigkeit hatte der Mensch nur Mutter. Jetzt, sehr spät, erschien der andere Mensch von dem er war. Beide, Vater und Sohn, spürten die gemeinsame Kraft, wurden zur geistigen Einheit, wie sie es genetisch schon waren. Der Vater erschien als entscheidende Ursache, vor der alle anderen Ursachen in den Hintergrund traten. Glaube fand Begründung, Selbstvertrauen bestätigte sich im Vertrauen zum Vater, Bewunderung überschlug in ekstatische Hingabe. Dieser Vater wurde zu "Gott-Vater", zum "angerufenem Wesen", wie er bei den Semiten erhalten blieb. Gelegenheiten ihn anzurufen gab es auf den im Meer verlorenen Inseln genug, und die, die überlebten, wussten, dass sie auf Gott vertrauen können. Wie die Schauenden sich mit dem Sieger identifizierten, so identifizierten sie sich mit dem Gott; wie die Schauenden mit dem Sieger siegten, siegten sie mit Gott. Durch ihr Vertrauen, mit ihrer Kraft und Phantasie tat er Unmögliches, wurde zum Gott von übernatürlicher Kraft – im Grunde nur marginal besser. Dadurch, dass sie einen von ihnen vergöttlichten, schwangen sie sich und die Art in die Höhe. Es ist die größte Leistung eines Tieres. Gott – und nur Gott. In den Jahrmillionen, als Männer zu kurz lebten, um eine führende Stellung in der Gemeinschaft zu gewinnen, übernahm die Frau die Macht. Sie war ewig Mutter, er nur kurz Vater. Sie zog Kinder auf lange bevor er etwas für sie zu tun begann. Sie sorgte und befahl, prägte sich als die ein, der zu gehorchen war. Männer waren ephemerische Wesen, die in den Kreis traten, aufleuchteten und verschwanden. Sie war immer da, Königin im Sinne des Indogermanischen gene "gebären"; das Wort ist weiblich, man hört es in queen, hat Ableitungen zur Gattung, Familie, Abstammung. "König" ist das Wort für entrissene Macht. Sie war Herrin des Landes, er nahm für sich ein was übrigblieb – ein Nichts – , aus dem er eine "virtuelle" Welt schuf. Das Virtuelle tendierte sich zu verwirklichen, wenn es die Frau faszinierte. Sie gab der Göttlichkeit, die der Mann sich erkämpfte, Leib und Seele.

7. Der Häuptling und Vater eines Inselvolkes erreichte ein Alter, in dem seine Kraft nicht mehr zunahm. Der nach dem Vater älteste, mit dem Vater auf Innigste verbundene Sohn spürte, dass er sich dessen Kraft bemächtigen kann. Dieses Vater-Sohn Verhältnis gehört zu den mythischen Motiven von abgründiger Tiefe. Es zeigt sich im Verhältnis zwischen Mose und Gott, ist deutlich bei Jesus, sehr scharf bei Paulus. Mose verhindert die Vertilgung der aufrührerischen Gemeinde (4M16,21; 17,9-15) und erzwingt von Gott, dass die Erde Korah und seine Sippe lebend verschlinge (4M16,30 ff.). Gott entwindet sich seiner Macht, indem er ihn am Haderwasser von Kadesch (4M20,7 ff.) verführt sich über ihn zu stellen.

"Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh. Da nahm Mose den Stab, der vor dem HERRN lag, wie er ihm geboten hatte. Und Mose und Aaron versammelten die Gemeinde vor dem Felsen, und er sprach zu ihnen: Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem Felsen. Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, so dass Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh. Der HERR aber sprach zu Mose: Weil ihr nicht an mich geglaubt habt und mich nicht geheiligt habt vor den Kindern Israel, darum sollt ihr die Gemeinde nicht ins Land bringen, das ich ihnen geben werde."

Er sagt Mose nicht wie er zum Felsen reden soll und lässt ihn vergessen, dass "Fels" sein urtümlicher Name ist. Moses Glaube an seine eigene Kraft ist nach all den Wundern, die er vollbrachte, so groß, dass er sicher ist, es auf seine Weise zu vollbringen, und kann tatsächlich mit einem zweimaligen Schlag auf den Felsen die von Gott induzierte negative Halluzination auflösen. Gott zeigt keinen Zorn, sagt nur, sie würden das Volk nicht ins Land bringen, womit er ihnen den Tod zum Begleiter gibt und das Selbstvertrauen des Propheten bricht. Die spätere Bitte es ihm dennoch zu gewähren, wehrt er mit einem zornigen "Lass es genug sein" ab, mit dem er sich kaum merkbar entschuldigt - 120 Jahre ist doch genug - es ging ihm ans Herz. Der gebrochene Prophet kann nur noch bitten, doch in Bitte ist Zweifel. Festen Glauben, Gott ließe ihn ins Land hineingehen, könnte Gott nicht enttäuschen. Das kann ein Gott nicht. Die in der Schrift sich wiederholende Wendung "Lass mich" zeigt seine Abhängigkeit.
Zum Nachfolger des Gottes eines Inselvolkes wurde naturgemäß der älteste Mann, wahrscheinlich ein Sohn Gottes, doch nicht, weil er Erstgeborene war, sondern weil der älteste Mann die meisten Zweikämpfe überlebte, also der beste Mann war. Die Regel der Erbfolge des ältesten Sohnes blieb erhalten, der ursprüngliche Sinn ging verloren, da überragende jüngere Söhne ausgeschlossen werden. Zum Machtkampf der beiden kam es nicht, denn würde Gott verlieren, wäre der Glaube an Gott gebrochen. Auch sterben durfte ein Gott nicht. Ein ehrenhafter Abgang wurde zur natürlichen Notwendigkeit. So zu deuten wäre auch die Stelle im 5. Buch Mose, wo Gott mit Mose auf den Berg Nebo steigt, um ihm das verheißene Land zu zeigen, dort sterben lässt und selbst begräbt:

"Und er begrub ihn im Tal, im Lande Moab gegenüber Beth-Peor. Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag". (5M34, 6)

Auf den Inseln wäre das Natürlichste eine Fahrt aufs Meer. Und hier könnte es vor den Augen des versammelten Volkes geschehen. Es gab eine Anhöhe auf jeder Insel, auf flachen Inseln einen künstlichen Hügel, auf den sie vor Flutwellen flüchteten. Von diesem Ort würden sie geschaut haben, wie der Gott das Meer hinauffährt und im Himmel verschwindet. Die in Grabkammern beigesetzten Gott-Könige Ägyptens fuhren in Boten ins Jenseits.
Was mit Frauen geschah, die keine Kinder mehr gebaren, und deutlich alt wurden, ist mir verschlossen. Mythen berichten von Meeresnixen, die den Menschen Schaden und Tod bringen. Doch vielleicht verschwanden die Frauen nur aus dem Bewusstsein, lebten abgesondert an unzugänglichen Orten, als Wesen, die nicht mehr zur Kategorie "Mensch" gehörten. Dann wären es weise oder böse Zauberinnen, vielleicht Wahrsagerinnen, bei denen man Rat einholte, Alte, die weiterhin Macht ausübten, vermutlich zum Vorteil ihrer Kinder und Enkel, Frauen, die in Mythen und Überlieferungen oft als "Hexen" auftreten. Sowohl der Gott, wie die Frauen, taten es für ihre Kinder. Menschen, die nie Sterben sehen, werden sich unsterblich wähnen. Die Inselmenschen lebten lange, auch deswegen, weil sie glaubten unsterblich zu sein. Der größte Stress des Lebens ist der Gedanke sterben zu müssen. Davon waren sie frei.

8. Mit Bezug auf die Lebensweise der Menschen kleiner Inseln ist zu den als archaisch beschriebenen körperlichen Merkmale jetzt einiges hinzuzufügen. Wie bei allen schwimmenden Säugern ist das Skelett leicht, der Körper schlank. Hoher Wuchs ist auf lange Reifung zurückzuführen, die größere Körperhöhe der Männer auf längere Reifung als bei Frauen. Das Becken der Männer ist schmal, die Schulten durch stärkere Beanspruchung der Arme, vor allem zur Bewegung von Flößen und Booten, breit und kräftig. Bei den in Ufergewässern sammelnden, auf Gebären spezialisierten, von Männern versorgten Frauen, sind die Schultern archaisch schmal, Bein-, Arm-, und Halsmuskulatur schwach ausgebildet, Fettschicht unter der Haut dick, Brüste groß, Becken breit. Frauen, die in sportlichen Wettbewerben für Damen der Gegenwart keine Chancen hätten, außer im Schwimmen, da man jetzt dafür Damen mit männlichen Körpermerkmalen selektiert und Mädchen von klein auf breite Schultern und große Muskeln antrainiert. Die mit den goldenen Äpfeln der Fruchtbarkeit belastete Atalante verliert den Wettlauf, die schnelle Atalante käme nie zu Kindern.
Die große Überzahl der Männer sicherte auf kleinen Inseln Überleben. Sie könnte sich auf natürliche Weise eingestellt haben. Frauen, die mehr Söhne als Töchter gebaren, hatten einen selektiven Vorteil, da die Wahrscheinlichkeit wuchs den überragenden Mann zu gebären. Das Buch Genesis weist auf das Verhältnis 1:12 der Töchter und Söhne Jakobs und ein Verhältnis von 2:67 bei seinen Kindern und Enkeln. Mythen und das Alte Testament hinterlassen den Eindruck, dass bedeutend mehr Söhne als Töchter geboren wurden, da alles Männliche, obwohl wiederholt geschlagen, sich schnell regenerierte. Im "Popol Vuh" wird der Schöpfer als "Söhnezeuger" bezeichnet. Geschichtlich bezeugt ist der hohe Kaufpreis für Frauen, doch den könnte Polygynie beeinflusst haben. Notwendigkeiten des Überlebens können sich auf biologische Strukturen übertragen, wenn genug Zeit dafür da ist, doch bei der Überschaubarkeit der Überlebensbedingungen auf kleinen Inseln könnte der Mensch schon früh den Verlauf biologischer Prozesse beeinflusst haben. Töten von Neugeborenen ist nicht so grausam, wenn die Grausamkeit der Folgen einer zahlenmäßigen Gleichheit von Männern und Frauen bei Hungernöten in den Sinn kommt. Was Spartaner mit Neugeborenen taten, die ihren Vorstellungen von Stärke und Fehlerlosigkeit nicht entsprachen, ist bekannt. Auch rezente Frauen setzen Neugeborene aus, töten sie oder lassen sterben, obwohl dafür harte Strafen drohen. Ich frage mich manchmal, was Frauen dazu treibt sich mit breitem Lächeln dem Kleinkind nähernd zu sagen: "Ich habe dich zum Fressen gern".

9. In Weiterführung dieser Geschichte ist zunächst nach Ursachen unterschiedlicher Lebenszeiten infolge von unterschiedlichen Entwicklungsbedingungen zu suchen. Gemeinschaften, die lange Ufer besiedelten, konnten entlang des Ufers expandieren, was Hungersnöte hinausschob, doch sie würden irgendwann auf andere Gemeinschaften stoßen. Im Kampf um Ressourcen waren Schlachtenkämpfe mit vielen Toten unausweichlich. Es bliebe dann nur die Geschlachteten zu verscharren, womit die auf kleinen Inseln fürs Überleben entscheidende Ressource vergeudet wurde. Reduktion der Populationen in Kämpfen und Neuaufteilung der Gebiete wendeten Hungerkrisen ab, ebenso Migration geschwächter Gemeinschaften ins Innere des Landes. Am Ende behaupteten sich Gemeinschaften, die ihre Population schneller wiederaufbauen konnten, da Schlachten meist vom zahlenmäßig stärkeren Volk gewonnen werden. Es sind Gemeinschaften mit vielen Frauen, in denen sich Frauen im höheren Maße selbst versorgten und mehr zur Ernährung der Population beitrugen als auf kleinen Inseln. Es geschah vor allem durch Nutzung des anliegenden Landes, und zwar nicht nur durch Sammeln in größerer Entfernung vom Ufer, aber auch der Ausgrabung von Wurzeln und nach Erfindung von Feuer auch durch Heranschleppen von Holz. Hier waren die Frauen kräftiger, aber würden durch die stärkere körperliche Belastung nicht so oft gebären, wie die Frauen auf kleinen Inseln. Auch die Entwicklung der Männer nähme eine unterschiedliche Richtung. Anders als in Zweikämpfen überleben in Schlachten nicht die Besten, sodass die sich neuaufbauende Population dem Durchschnitt der vorangehenden entsprach. Zudem fehlt der selektive Druck auf späte Reifung der Männer, da jeder ausgewachsene Mann gut genug für die Schlacht war. Die Voraussetzungen für die Entwicklung von Langlebigkeit waren an langen Ufern ungünstiger als auf kleinen Inseln.
Im Festland fehlten die konstanten Ressourcen des Meeres. Es zwang zu Wanderungen in Suche nach Nahrung, was schwangere und Kinder tragende Frauen am stärksten belastete und ihre Fruchtbarkeit herabsetzte. Auch würden Frauen im noch höheren Maße als an langen Ufern sich selbst und Kinder versorgen und bei fehlendem Jagderfolg der Männer zu deren Ernährung beitragen müssen. Es veränderte ihre Psyche und ihr Verhältnis zu Männern. Ebenso die Empfindsamkeit auf Verlust von Kindern, da sie allein oder fast allein in Kinder investierten. Im Festland würden kleine, Kampf meidende Gemeinschaften, am ehesten durchkommen, was den selektiven Druck auf Begattung durch den besten Mann abschwächte. Die Menschen waren Angriffen von Raubtieren ausgesetzt und mussten pflanzliche Nahrung oft zum Essen aufwendig vorbereiten, womit der Einsatz von Waffen und Werkzeugen überlebenswichtig wurde und Streben nach Vervollkommnung sich an Objekten verwirklichte. Bei andauernden Eiweiß- und Salzmangel war kleiner Wuchs günstig. Nachfolgende Migranten waren den vorangehenden überlegen und würden sie in überlebensungünstige Rückzugsgebiete verdrängen, wo sie oft ausstarben. Frühe Reifung und schnelle Abfolge von Generationen als notwendige Anpassung an die veränderlichen Umweltbedingungen im Inneren des Landes würde eine Verkürzung der am Ufer erreichten Lebenszeit nach sich ziehen.

10. Mythen der Völker vieler Erdteile enthalten Überlieferungen eines Kataklysmus, was auf den erdgeschichtlichen Umbruch vor 12000 bis 10000 Jahren weist. Sein Verlauf ist weitgehend bekannt. Der Meeresspiegel stieg um etwa 110 Meter. Die vom Eis entlasteten Landmassen der Polarzonen wurden emporgehoben, der Meeresboden des äquatorialen Bereiches sank ab. Die Verlagerung der Massen verursachte Verformungen und Risse der Erdkruste, vor allem in der dünnen Erdkruste des Meeresbodens. Es löste Erdbeben, Vulkanausbrüche und tief ins Land reichende Überflutungen aus, dem, wie aus Analysen von Eiskernen der Arktis hervorgeht, chaotische, im Abstand von Jahrzehnten wechselnde Klimaumschwünge, mit Wirbelstürmen, unregelmäßigen Regenzeiten, Hitze- und Dürreperioden folgten. Die Überlieferungen erzählen von einem schrecklichen Tag und einer schrecklichen Nacht, von tanzenden Sternen (was auf Verlagerung der Erdachse deutet), von einer langdauernden Verfinsterung. Im polynesischen Mythos hebt der Gott Ta'aroa aus Zorn über die Menschen den Meerspiegel an, so dass nur noch die pazifischen Inseln aus dem Wasser ragten. In der Geschichtsschreibung der Sumerer werden Königsdynastien als erste, zweite, dritte, usw. Dynastie "nach der Flut" bezeichnet. Dem biblischen Bericht zufolge überlebten nur sehr wenige Menschen die Sintflut. Der Prophet Jesaja stammelt zusammenhangslos von Inseln: "Die Inseln sollen vor mir schweigen . Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin's, der HERR, der Erste und bei den Letzten noch derselbe. Als die Inseln das sahen, fürchteten sie sich, und die Enden der Erde erschraken, sie nahten sich und kamen herzu. Einer will dem andern helfen und spricht zu seinem Nächsten: Steh fest!" (Jes 41,1-6 Lutherbibel; in der Einheitsübersetzung ist das entscheidende 41,6 an anderer Stelle eingeschoben).
Bewohner kleiner Inseln, denen es gelang rechtzeitig ins Innere des Festlandes zu flüchten, könnten überlebt haben, doch in der fremdartigen Umwelt, unter den schwierigen und sich verändernden Bedingungen dieser Zeit drohte auch dort Aussterben. Ein Volk der beschriebenen Art gibt es nicht. Vermutlich haben die auf Gebären spezialisierten Frauen den Kataklysmus nicht überlebt oder es wurden nicht genug Frauen an Land gebracht, um eine Population aufzubauen. Und die, die an sichere Orte gelangten, würden sich an das unwirtliche, vermutlich hochgelegene Land sich nie angepasst haben. Sie mussten dort eine der Heimat ähnliche künstliche Umwelt schaffen, die ihnen überleben ermöglichte. Wir nennen diese Umwelt Zivilisation.

11. "Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen" (1M2,5). Die Einheitsübersetzung erklärt in einer Fußnote: "2,4b-24 Hier liegt eine ältere Schöpfungsdarstellung vor, in der der Schwerpunkt auf der Erschaffung des Menschen und seiner Lebensordnung (Ehe, Familie, mitmenschliche Gemeinschaft) liegt. Der Mensch scheint noch vor den Pflanzen und Tieren erschaffen zu sein …"
Der grandiose Satz "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" und die folgende Schöpfungsgeschichte wurden erst später eingefügt. Das vieldeutige Hebräisch lässt in diesem Satz mehr heraushören als in Übersetzungen zu lesen ist, denn auch "bilden", "gestalten", "herstellen", "machen" "schaffen", "fett machen", "stellen", "aufstellen", "in einen Zustand versetzen", "zu etwas machen", "Getreidefeld", "Sperre", "Wüste", "Bevölkerung", "Ackerland" – in mündlicher Überlieferung nicht überhörbar. Die Vieldeutigkeit stört nicht, im Gegenteil, die in den nächsten Sätzen sich auflösende Ungewissheit macht es spannend. Es folgt der zweite Satz: "Und die Erde war wüst und leer" (1M1,2), (wörtlich: "Wüstenei und Öde"), der deutlich macht, dass es um Erde geht. Aus der Fülle der Bedeutungen treffen also nur die zu, die sich auf Erde beziehen, womit das kosmische Erschaffen ausscheidet und anderes Schaffen sich in Zusammenhang stellt. Der Plural "die Götter", das wiederholte "Es wurde Abend, und es war Morgen" (Gen 1,5 ff.), sowie das Dasein der Erde vor den Lichtern des Himmels, fügen sich in den auf Erde weisenden Zusammenhang ein und schließen eine Welterschaffung als sachlich falsch aus. Allerdings, die Suggestion wirkt: Der Mythendichter sucht sich seine Leser aus.
"Himmel" gehört zu den Worten, die eine Singularform haben, aber die Pluralform für Singularbedeutungen einsetzen. Sie birgt eine Besonderheit: "die Himmel" unterscheidet sich von "öde" durch den kleinsten Buchstaben des hebräischen Alphabets, dem Jod, einem Strichlein oder Pünktchen, das auch ein Spritzer der Schreibfarbe sein könnte. Eingeweihte wussten, dass "Himmel" als "öde" und "Erde" als "Land, Bevölkerung, Ackerland" zu lesen ist. Jesus deutet es an mit der wunderbaren, ins Kosmische gezogenen Metapher: "Bis dass Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz" (Matthäus 5,18 Lutherbibel). Der erste Satz ist zu lesen: Am Anfang machten Götter die Öde zum bebaubaren Land.

"Und es war finster auf der Tiefe" (1M1,2).

"Die Welt war nicht erleuchtet. Es war kein Tag: es war keine Nacht, es war kein Mond. Dann sahen sie, dass die Dämmerung kam; dann kam die Dämmerung" ("Chilam Balam-Bücher", Yukatan).

"Es wurde Abend, und es wurde Morgen" (Gen 1,5 ff.)

"Und sie kamen zusammen, fanden sich ein und gingen daran nachzudenken in Dunkelheit und Nacht … Nur wenig fehlte außerdem, dass Sonne, Mond und Sterne über den Scheiteln der Erbauerin und des Schöpfers erschienen" (Popol Vuh).

"Und Gott sprach: Es werde Licht! … Da schied Gott das Licht von der Finsternis".(1M1,3-4)

Es beginnt mit Licht bevor die Himmelskörper in den Himmel gesetzt werden, was sagt, dass die Himmelskörper noch nicht sichtbar sind, doch Licht schon durchscheint, Tag von Nacht unterscheidbar ist. Es war finster auf dem Planeten von vulkanischem Staub, finster in den Tiefen, in höheren Lagen nicht so finster; der Tag begann wie Abend, am Mittag war es wie in der Morgendämmerung, nachmittags kam die Nacht. Gott schafft Pflanzen vor Himmelskörpern, was sagt, dass schon genug Licht für Vegetation durchkam, obwohl die Himmelskörper noch verdeckt waren. Erst danach setzt Gott Sonne, Mond und Sterne in den Himmel, in der Reihenfolge des Mythos der Maya. Der erste Stern erschien, als Kinder der Ankömmlinge Sterne nur aus Erzählungen kannten – die Venus. Wie liebevoll sie hinaufschauten.
Meerestiere werden vor Landtieren erschaffen, Vögel sehr früh in Verbindung mit Wasser, die großen Meerestiere vor anderen Tieren. Es fällt auf, wie schlecht Landtiere beschrieben sind: es ist kriechendes, schwerfällig sich bewegendes Gewürm, Getier. Gott fragt den Menschen, wie er diese Tiere nennt. Man merkt die Unsicherheit in der Beschreibung des Landes, die riesigen Waldflächen des Festlandes sind gar nicht erwähnt. Woher kam wohl dieser Gott?

12. "Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser" – kein creatio ex nihilo, Wasser ist da, und Gott hat mit diesem Wasser etwas im Sinne.

"Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste" (1M1,6-7).

"Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Orte, damit das Trockene sichtbar werde" (Gen 1,9 Einheitsübersetzung).

Schön, aber sinnlos, denn das sich an der Feste sammelnde Wasser verdeckt Land, in Wüstenei zweimal sinnlos. Luther versucht es mit der Falschübersetzung "an besonderen Orten" abzuschwächen, doch da ist das Aleph-Chet-Daleth mit der Bedeutung "einer, derselbe, der erste". Es sei denn, die "Feste" ist ein Damm. "Damit das Trockene sichtbar werde", übersetzt Luther als "daß man das Trockene sehe". Nachdem sich das Wasser gesammelt hatte, konnte man sich das Trockene ansehen - und tun was man damit vorhatte. Erst Damm und Stausee machten Wüstenei und Öde zum Garten Eden:

"denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber der Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete das Land" (1M2,5-6).

Nebel von der Erde! Es ist bewässertes Land. Ein technisches Unternehmen:

"Wo warst du, als ich die Erde gründete? … Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer auf sie die Richtschnur gezogen hat? Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne? Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, … als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore … " (Hiob 38,8-10).

Oben Öde, unten bewässertes Land, dazwischen der Damm. Zweiter Tag der Schöpfung, Tag des Erschaffens der Kultur unserer Zeit, den Gott nicht gutheißt. Nicht mehr Mythos. Geschichte.

13. "Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker" (1M2,7). Mit "Elohim" übersetzt wäre: "Da machten die Götter den Menschen aus Erde vom Acker". In der Sprache der Mythen ist "Erde" und "Acker" auch Mutter und Weib. Im Atharvaveda heißt es: "Die Frau ist lebendiges Erdstück: sät in sie, Männer den Samen". Äschylos sagt von Ödipus, er "wagte den geheiligten Acker der Mutter zu besamen, die ihn geboren hatte". "Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt! Und legt euch einen Vorrat an!" (Koran 2,223) - was für ein Wort für diese Geschichte – der "Vorrat". "Acker" ist ein Urwort, im lateinischen agere – "treiben, wirken, handeln", das "Agieren" schlechthin. "Aus Erde vom Acker" ist nur in diesem Sinne zu verstehen, da es am Anfang keine Landwirtschaft gab.

"Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei … Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloß die Stelle zu mit Fleisch. Und Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin heißen, darum daß sie vom Manne genommen ist" (1M2,18-24).

Zum Aufbau einer Zivilisation war eine schnell wachsende Population nötig, also eine Population mit vielen Frauen. Auch wenn ihre Frauen überlebten, waren es sehr wenige, die wenige Töchter gebaren. Unter den extrem schwierigen Bedingungen des Anfanges war zu befürchten, dass die weiblichen Linien erlöschen würden. Die Ankömmlinge mussten die Population mit eingeborenen Frauen aufbauen. Doch dieses, auf Aufbau der Zivilisation ausgerichtete Vorhaben war einem anderen unterzuordnen, als sich herausstellte, dass diese Frauen kurz lebten und ihre Kinder schnell alterten, folglich der langlebige Typus in absehbarer Zeit aussterben würde.

Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. (1M2,21-23)

Dem konnten sie entgegenzuwirken, indem sie zum anfänglichen Grundbestand eingeborener Frauen keine weiteren Frauen in den Garten Eden aufnahmen. Die Aussichten auf Erfolg waren umso größer, je länger die Ankömmlinge lebten, vorausgesetzt sie hielten die mit diesen Frauen gezeugten Söhne von empfängnisbereiten Frauen fern. Es war durchsetzbar solange die Sitten der polyandrischen Gemeinschaft galten.
Die im ersten Buche Mose angeführten Ehen sind Verwandtschaftsehen. Nahors Frau Milka ist seine Nichte. Abrahams Frau Sara ist seine Halbschwester. Lot zeugt Söhne mit seinen Töchtern. Rebekka, Isaaks Frau, ist die Enkelin der Milka und seines Onkels Nahor. Jakobs Frauen sind seine Cousinen. Noch in geschichtlichen Zeiten gingen Herrscher Ehen mit Schwestern und Töchtern ein. Die Inzucht im Königshaus Ägyptens scheint nur deshalb so sonderbar, weil man dort daran festhielt, als es nicht mehr üblich war. Die Herrscher von Hawaii erklärten den Europäern, dass sie nur so ihre Kraft, "mana", erhalten konnten. Verwandtschaftsehen waren in Herrscherdynastien Europas bis ins 19. Jahrhundert die Regel.
In den Mythen der Griechen sind Zeugungen mit Töchtern nichts Anstößiges. Zeus zeugt Kinder mit den Töchtern Persephone und Aphrodite, mit Enkelinnen verschiedener Grade, von denen die trojanische Helena, eine Tochter mit der Leda, die bekannteste ist. Der sumerische Mythos sagt es genauer. Der Gott Enki befruchtet mit seinem Samen "Sumpf" und vereinigt sich danach mit der Muttergöttin Ninhursag, die ihm die Göttin Ninmu gebiert. Mit der Göttin Ninmu zeugt er die Göttin Ninkura, mit dieser die Göttin Uttu. Doch vor der Vereinigung mit Uttu stellt Ninhursag dem Gott Bedingungen und obwohl er sie erfüllt, endet diese Vereinigung nicht wie die vorangegangenen. Ninhursag zeigt Enki acht verschiedene im Sumpf wachsende Pflanzen. Der Gott verschlingt sie, worauf Ninhursag ihn verflucht und verschwindet. Die Götter sind verwirrt, setzen Belohnung für das Wiederfinden der Göttin aus. Es deutet auf eine Revolte der Göttinnen. Leider ist der Text lückenhaft. Anschließend zeigt der tödlich verletzte Enki Ninhursag acht schmerzende Teile seines Körpers. Ninhursag erklärt, sie habe ihm acht Götter geboren, die ihn heilen können. Der sterbende Gott weist sie ab, doch sein Bruder Enlil erkennt die neuen Götter an und bestimmt ihr göttliches Schicksal.

14. "Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir's verkünden, deine Ältesten, die werden dir's sagen" (5M32,7).
Das Buch Genesis berichtet über die Lebenszeit in ununterbrochener Reihenfolge der Geschlechter. Nach anfänglicher Erhöhung des Lebensalters von 930 Jahren (Adam) auf 969 Jahre in der achten Generation (Methuschelach) kommt es zum Einbruch bei Lamech (777 Jahre), doch Noah, dessen Sohn, Letzter in der Aufzählung (1M5), erreicht mit 950 Jahren wieder das Alter seiner Vorfahren. Die Zahlen sind so unglaubwürdig, dass sie die Wahrhaftigkeit dieses großartigen Buches in Frage stellen. Sie sind in den Text spät eingefügt worden. Warum? Das Problem macht seit je Schriftgelehrten zu schaffen. Sie erklären die Zahlen damit, dass das Alter ehemals in Monaten gerechnet wurde, später in Halbjahren, da im Lande Kanaan zweimal jährlich geerntet wurde. Es überzeugt nicht. Schon die ältesten Tontafeln (4.Jt.) des sumerischen Kulturbereiches, zu dem die Vorväter Abrahams gehörten, lassen keinen Zweifel, dass man die Periode des Jahres kannte und praktisch nutzte. Es war ein Mondjahr von 12 Monaten und 354 Tagen, das durch Einschalten eines dreizehnten Monates alle drei Jahre zum wahren Jahre korrigiert wurde. In Babylonien wurde diese Korrektur aus fiskal-politischen Gründen regelmäßig und exakt durchgeführt, da man dazu den heliakalen Aufgang von Sternen nutzte, was eine ausgezeichnete Kenntnis periodischer Veränderungen des Sternenhimmels voraussetzt. Die Hebräer, die die Zeitrechnung der Babylonier übernahmen, feierten ihre religiösen Feste immer im jahreszeitlichen Rahmen, woraus zu schließen ist, dass auch sie das Mondjahr mit für die Praxis ausreichender Genauigkeit zu korrigieren wussten. Es ist unwahrscheinlich, dass sie nur den Abstand religiöser Ereignisse in Jahren gemessen haben. Der Text selbst widerspricht dieser Auslegung. Da ist nämlich der Zusammenhang des sich stetig nach der Sintflut verringerndem Alters, bis zu 175 Jahren des Abrahams und 147 Jahren des Jakobs. Der Übergang von in Monaten gerechnetem Alter zu in Halbjahren gerechnetem Alter müsste sich als sprunghafte, sechsfache, Verringerung des Alters zeigen. Sie ist nicht vorhanden. Überdies würden einige Angaben sinnlos, da die Zeugungen des Kenan, Mahalel und Henoch im Alter von 10-11 Jahren zu vollbringen wären. Dagegen lassen viele Stellen erkennen, dass man zwischen Jahren und Monaten sehr wohl zu unterscheiden wusste, wie in 1M8,13: "Im sechshundertundersten Lebensjahr Noahs am ersten Tage des ersten Monats . Und am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats .". Überdies gibt es Stellen, wo der Zusammenhang Zweideutigkeiten ausschließt: Nachdem Hiob seine erwachsenen Kinder verloren hatte, bekam er ". sieben Söhne und drei Töchter . Und Hiob lebte danach hundertundvierzig Jahre und sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied . " (Hiob 42,13-17). Der Mythendichter ist sich der Unglaubwürdigkeit dieser Zahlen bewusst, denn er versucht sie durch monotone Wiederholung der Sätze die Skepsis abzuschwächen. Er musste sie angeben, da sonst der Bericht unverständlich bliebe.
Die Verfasser des Buches mussten diese Zahlen angeben, denn der langlebige Typus würde nur dann reproduziert, wenn die Ankömmlinge lange genug lebten, um mit Frauen einer Anzahl nachfolgender Generationen des Grundbestandes der Frauen, und nur mit ihnen, Töchter zeugten. Auf die Anzahl der Generationen der von ihnen gezeugten Töchter gibt es keine Hinweise. Allerdings würde das durch eine größere Anzahl von Generationen stärker geprägte Erbgut der kurzlebigen Frauen tendenziell öfter hervortreten und gelegentliches Zeugen von Töchtern durch Söhne der Ankömmlinge die Reduktion des Erbgutes der Mütter verlangsamt haben.

15. Der Auszug aus dem Garten Eden eines Teiles der Bewohner ist als Vertreibung für sträfliches Verhalten dargestellt, doch es könnte eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit gewesen sein. Der Zeitpunkt des Auszuges ist nahe dem Anfang der jüdischen Zeitrechnung von 3761 v.u.Z. anzusetzen. Die "paradiesische" Periode könnte demnach etwa 5000 Jahre gedauert haben. Aufgrund der mit fortschreitender Reduktion des Erbanteiles eingeborener Frauen wachsender Überzahl männlicher Geburten ist anzunehmen, dass es schon Jahrtausende zuvor Vertreibungen von Männern gab. Sie gingen in Wildnis oder Öde, und überlebten, wenn sie im Lande feindlich gesinnter Eingeborener an Frauen kamen. Sie würden sich durchsetzen, wenn es ihnen gelänge starke Populationen aufzubauen, und das konnten sie nur mit vielen Frauen. Unter diesen Bedingungen würde sich der Erbanteil der langlebigen Männer stark reduzieren, doch ein robuster, kriegerischer Menschentypus hervorkommen. Mit der Zeit wuchsen diese Populationen zu Stämmen und Völkern, die auch in Richtung des Garten Eden expandierten. Die Aufgabe der mit Frauen ausziehenden Männer, war diese Gefahr abzuwehren. Dazu bildeten sie eigene Häuser, ähnlich dem Garten Eden, die, wie aus den Lebenszeiten des Geschlechtsregisters hervorgeht, die auf Langlebigkeit zielende Politik des Gartens weiterführten. Dazu mussten sie neben den aus dem Garten Eden stammenden Frauen - Frauen des primären Grundbestandes - einen sekundären Grundbestand mit Frauen des Umfeldes anlegen.

Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. Zu dieser Zeit und auch später noch als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten" (1M6,1-4).

Nach Jahrtausenden der Migration von Männern aus dem Garten Eden gab es in diesem Umfeld viele Frauen mit einem Erbanteil der Inselmenschen. Selektion auf körperliche Merkmale der langlebigen Frauen brachte sowohl hochgewachsene Frauen, ähnlich denen des primären Grundbestandes hervor, wie Frauen mit mädchenhaft rundlichem Gesicht, gewölbter Stirn, kurzer Nase und drallem Körper, von den Gottessöhne als schön empfunden. Unter den Männern wiederum gab es solche, die den hohen Wuchs der Väter mit dem massiven Körperbau der Mütter vereinten, Riesen von ungewöhnlicher Körperkraft, von denen viel in Mythen, hier nur erwähnt.
Die Bezeichnung "Gottessöhne" bezieht sich auf Adam und seine Nachkommen bis Noah, doch es gab weitere nicht genannte Häuser (Nach Dtn 32,8; Anmerkung, waren es siebzig), die allesamt als auf Verteidigung ausgerichtet Fürstentümer zu verstehen sind. Sie würden ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie dem Druck der Völker standhielten, vorausgesetzt die Frauen des primären Grundbestandes gebaren Töchter, dah zu befürchten war, dass irgendwann es die letzte Tochter sein könnte. Deswegen die äußerste Wichtigkeit der Wahl der Frauen des sekundären Grundbestandes. Leider war es oft nicht die richtige. Gott bedauert es mit Hinweis auf die Verkürzung der Lebenszeit, doch verurteilt die Gottessöhne nicht, denn es war ebenso oft eine machtpolitische Notwendigkeit. Eben diese Frauen gebaren viele Töchter, was das zur Abwehr eindringender Völker dringend nötige Wachstum der Population ermöglichte. Die Häuser der Urväter waren etwa 1500 Jahre erfolgreich. Dem flutartigen Eindringen der Völker des Umfeldes konnten sie, wie es die Geschichte dieser Region bezeugt, nicht standhalten. Mit dem Einbruch der Lebenszeit des Lamechs ist diese Politik gescheitert. Die dramatisch verkürzten Lebenszeiten der Nachkommen (1M11,10-26), des für sein Rechtschaffen geretteten Noah, sagen, dass nichts zu retten war, weil es keine Frauen des primären Grundbestandes mehr gab. Der Mythendichter kann nur noch die schlechtgewordene, kurzlebige Menschheit im Namen Gottes in einer Sintflut vernichten. War es überhaupt machbar?

16. Viel haben sie nicht erreicht. Auch mit Unzucht, wie es der griechische Mythos mit dem zeugungswütigen Zeus oder die Heilige Schrift mit der Ähnlichkeit der Namen in den Linien Kains und Seths zeigen, konnte man ziemlich weit kommen.
In den Mythen töten Götter ihre Söhne. Der Himmelsgott Uranos stößt seine missratenen Kinder mit der Göttin der Erde Gaia in den Leib der Mutter zurück. Gaia hasst Uranos. Sie überredet ihren jüngsten Sohn Kronos den Vater zu entmannen und drückt ihm dazu eine Sichel in die Hand, womit gesagt ist, dass sie eine von Getreide anbauenden Eingeborenen stammende Göttin ist. Der zum obersten Gott kreierte Kronos ist grausamer als sein Vater, denn mit seiner Schwester Rhea vermählt, verschlingt er seine Kinder, außer dem Zeus, den seine Mutter durch eine List rettet. Die Mütter haben, ähnlich wie im sumerischen Mythos, sich dem Töten ihrer Kinder erfolgreich widersetzt.
Tantalos, König von Sipylos in Kleinasien ist unsagbar reich. Obwohl Sohn des Zeus und der Titannin Pluto, wird er in den Kreis der Olympier nicht aufgenommen, doch darf mit ihnen speisen und lauscht ihren Gesprächen. Er missbraucht die Freundschaft der Götter, stiehlt ihre Speisen Ambrosia und Nektar und teilt sie mit Sterblichen. Bei einem Festmahl für die Götter in Sipylos, schlachtet er seinen Sohn Pelops und setzt das Fleisch den Göttern vor. Außer der Demeter, merken sie es sofort. Der empörte Zeus tötet Tantalos und lässt ihn qualvoll im Tartaros leiden. Ein Mythos von unergründbarer Tiefe. Zeigt Tantalos seinen Groll? Wollte er die Götter würdig bewirten und sich ihnen ebenbürtig zeigen? Verrät er ein Geheimnis? Ambrosia und Nektar verhalf den Göttern offensichtlich nicht zu Unsterblichkeit. Ist etwa die ihnen vorgesetzte Nahrung das Richtige? Doch dafür brauchte Tantalos nicht seinen Sohn schlachten. Soll damit gesagt sein, dass nicht besondere Speisen, sondern Tötung von Söhnen zur Unsterblichkeit führt? Demeter, die Getreidegöttin, kann Menschenfleisch nicht unterscheiden, weil bei landanbauenden Völkern Kannibalismus unbekannt war. Die bei den Römern ihr entsprechende Göttin Ceres wurde von Plebejern verehrt.
Beispiellos ist die Tat nicht. König Lykaon herrscht in Arkadien, einem abgelegenen Land auf dem Peloponnes, dessen Ureinwohner, dem Mythos zufolge, rohe Wurzeln aßen. Lykaon lehrt sie Kultur, und ist – wie die Götter befinden - zu grausam. Zeus erfährt von der Grausamkeit Lykaons und besucht ihn inkognito. Lykaon stellt ihm ein Eintopfgericht mit Menschenfleisch auf den Tisch. Zeus erkennt es, wirft in äußerster Wut den Tisch um, verwandelt Lykaon in einen Wolf und tötet seine fünfzig Söhne oder nur neunundvierzig, da manche behaupten, Lykaon habe einen der Söhne geschlachtet. Lykaios bedeutet sowohl "von der Wölfin", wie "vom Himmel", seine Tochter, Kallisto, ist die "Schönste", eine andere Tochter, Dia, ist "die Himmlische". Verfolgte Lykaon mit aller Grausamkeit sein Ziel, die göttliche Tochter zu zeugen?

Mythen sagen, die Götter töteten die Söhne, aber zugleich, dass sie die Riesen unter ihnen, Männer, mit massivem Körperbau der Mütter, für Krieg und gemeine Arbeit, wie vom Halbgott Herakles berichtet, brauchten. Praktischer erwies sich die Knaben auswachsen zu lassen und in Schlachten abzuschlachten, weil Mütter unabhängig von Herkunft Tötung ausgewachsener Söhne hinnehmen. Mythen um Kriegsgöttinnen, wie die unfruchtbare Athene, und um kriegerische Frauen, die ihre männlichen Kinder töteten oder verstümmelten, sagen allerdings, dass man auch anderes versuchte. Das Erste Buch Mose zeigt die Zwietracht Gottes. Er befiehlt Isaak zu töten, aber zieht den Befehl zurück - mit Worten, die zu denken geben.

Im Verhältnis zu Abraham ist Gott nachgiebig und nachsichtig, als wollte er sehen, wie weit er auf seinem Wege kommt. Der Gott, der Mose erscheint, hat ein klares Ziel: Er will ein Königreich der Priester und ein heiliges Volk schaffen. Davon ist das Volk, das er durch die Wüste führt, weit entfernt. Er wird mehrmals aufbegehrende Männer schlagen und die Übrigen in einen Krieg ziehen lassen, aus dem nur wenige zurückehren. So kann er Mose und die ihm Getreuen, das Wenige, was unter den Nachkommen Jakobs an genetischen Glücksfällen hervorkam, stark vermehren, "zum großen Volk machen" (2M32,10). In einem vierzig Jahre dauernden Wüstenzug wurde ein Geschlecht von Männer geboren, fähig das verheißene Land einzunehmen. Als Krieger vollbrachten sie Unmögliches (3M26,8), doch zu dieser Zeit – es ist Mitte des 2. Jahrtausend v.u.Z. – war die Lebenszeit nur noch wenig zu beeinflussen. 17. Nach der Aussage des sumerischen Mythos zeugt der Gott Enki vier Töchtergenerationen: (Sumpf)-Ninhursag-Ninmu-Ninkura-Uttu. Bei der letzten in der Reihe Uttu wäre die Erbanlage der kurzlebigen Mutter auf 1/16 reduziert. Bei Annahme einer Lebenszeit des Enki, die der im Geschlechtsregister des Ersten Buches Mose (1M5) angegebenen Lebenszeiten entspricht, wären mehrere Generationen von Töchtern zu erwarten. An Uttu, Tochter des Gottes Enki in vierter Generation seiner Töchter, scheitert das Bestreben des Gottes eine weitere Tochter hervorzubringen. Ihre Mutter Ninkura und Großmutter Ninmu, gehören wie Urgroßmutter Ninhursag zu den großen Muttergöttinnen, Uttu, obwohl höchster Geburt, ist nur bescheidene Göttin der Webkunst. Uttu müsste dem Gott schon sehr ähnlich gewesen sein, doch hat sie die Fruchtbarkeit der Mütter geerbt? Ist sie überhaupt fruchtbar? Ihr Emblem ist die Spinne, was an die Moiren, Schicksale spinnende Göttinnen der Griechen erinnert. Schicksale aller; auch der Götter. Bei den Römern ist es deutlicher: Die Parzen, ursprünglich Fruchtbarkeitsgöttinnen, wurden zu Schicksalsgöttinnen. Daran mochten sie gescheitert sein.
In der Schrift ist Sara, eine der wenigen bei Namen genannten Frauen in der Linie Sets, unfruchtbar und gebiert im fortgeschrittenen Alter nach Eintreten der Menopause erst durch besonderes Eingreifen Gottes den Sohn Isaak. Von dessen Frau Rebekka heißt es: "Isaak aber bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar (1M25,21)". Sie gebiert nach zwanzigjähriger Ehe nur einmal - die Zwillinge Esau und Jakob. Jakobs bevorzugte Frau Rachel - gebiert nach sieben Jahren den Josef, fünfzehn Jahre später den Benjamin, bei dessen Geburt sie stirbt. Der Bericht sagt zugleich, dass wenn man sich mit diesen Frauen lange genug befasste, sie am Ende doch Kinder kriegen. Leider keine Töchter.
Gott segnet mit Kindern, versucht ständiges Gebären zu erzwingen. "Hat eine Frau Blutfluss und ist solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage in der Unreinheit ihrer Regel verbleiben (Lev15,19). Wenn Frauen sieben Tage lang sich nicht waschen durften, würden sie alles daran setzen möglichst bald wieder geschwängert zu werden. Diese Regel ermöglichte zugleich Männern ihren Samen ökonomisch einzusetzen, sodass tatsächlich ein Mann zum Vater eines Volkes werden konnte (1M17,4-6, 2M32.10, 4M14,12). Im griechischen Mythos beleidigten die Männer von Lemnos ihre Frauen wegen des üblen Geruches, mit dem, wie der Mythos sagt, Aphrodite sie bestrafte, weil sie sich weigerten die Göttin zu verehren. Sie gingen nicht ins Bad, spielten den Männern keinen üblen Streich, sie ermordeten sie. Sie verehrten vermutlich einen Gott, der die Einhaltung der Reinheitsregel forderte. Unglücklich waren sie nicht. Solange die Sitten der polyandrischen Gemeinschaft galten, genossen sie nach Schwängerung bis zur nächsten Regelblutung geschlechtliche Freiheit.

Unglücklich wurden sie in Harems. Salomo "hatte siebenhundert Frauen und dreihundert Nebenfrauen; und seine Frauen verleiteten sein Herz" (1Kön11,3). Harems hatten alle Herrscher des Orients und Nordafrikas, einige haben Salomo sogar überboten, und es waren beileibe nicht Männer höchsten Geistes. In Harems wurden Frauen versklavt, die einst in polyandrischen Gemeinschaften lebten. Die Verfasser des Buches mussten darüber sehr vorsichtig berichten.

Im Ersten Buch Mose treten keine Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttinnen auf, obwohl sie zu dieser Zeit im Orient, einschließlich im Land Kanaan, bedeutsam waren. Die einzige, die als Muttergöttin zu deuten wäre, ist die gleich am Anfang der Geschichte zur Salzsäule erstarrte Frau Lots, von der nichts auf der Erde bleiben wird – der Mythendichter lässt sie mit dem Wasser ins Meer zurückkehren. Sie als einzige von den im 1. Buch Mose erwähnten Frauen gebar zwei Töchter, und erfüllt damit die Bedingung des Wachstums der Population. Er sagt damit, dass es nicht gelang Frauen, fruchtbar wie die Mütter der Ankömmlinge hervorzubringen. Er sagt vermutlich mehr. Viele Geheimnisse der hebräischen Überlieferung sind in Eigennamen verborgen. Sie sind mir verschlossen. In Wörterbüchern zu suchen führt nicht weit. Ich gab es auf, als ich vergebens versuchte das Tetragramm JHWH als "Ich werde sein, der (er) ist" im Sinne "Ich werde sein, wie er ist" oder "Ich werde wie er sein" zu deuten.

18. Im Zweiten Buch Mose sind Frauen in den Anfang gestellt:

"Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen: Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt sieht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben. (2M1,13)

Da rief der König die Hebammen und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lässt? Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren. (2M1,18-19)

Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben" (2M1,22).

Der Mythendichter lässt den Gott-König mit hebräischen Hebammen sprechen, weil ehemals Frauen den Bevölkerungsstand bei der Geburt der Kinder regelten. Doch warum befiehlt der König dem ganzen Volk, also dem ägyptischen Volk, alle Söhne, die geboren werden zu töten? Der Mythendichter weist auf den Zusammenhang zwischen Knabentötung und der Wiedergeburt Gottes im Menschen. Im Alten Testament ist es Mose, im Neuen Testament – Jesu.

"Und es ging ein Mann aus dem Hause Levi und nahm ein Mädchen aus dem Hause Levi zur Frau. Und sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass es ein feines Kind war verbarg sie ihn drei Monate. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils" (2M2,1-3).

Ein nicht so feines Kind hätte sie nicht verborgen und wäre ihr nicht des Kästchens wert … Nebenbei bemerkt, dieses Mädchen ist die Tante ihres Mannes (2M6,16-20).

"Und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen" (2M2,10).

Die Tochter des Gott-Königs lässt den Knaben aus dem Wasser ziehen und adoptiert ihn, weil sie an ihm als göttlich geltende körperliche Merkmale erkennt. Jakobs Sohn, Josef, kommt in Ägypten, wo immer ihn das Schicksal fallen lässt, in hohe Ämter, nicht nur, weil er Träume deuten kann. Ihn zeichnet aus, was sofort bemerkbar ist.

"Und er nahm von allen seinen Brüdern fünf und stellte sie vor den Pharao (1M47,2).

Fünf Viehhirten, die dem König stanken, aber wie Josef sich durch archaische Körpermerkmale auszeichneten. Seinen Vater stellt er zunächst nicht vor, denn Jakob ist Riese. Doch der König ist interessiert. Fragt Jakob nach dem Alter.

"Die Zeit meiner Wanderschaft ist hundertdreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft"(1M47,9).

So lange lebten, wie Ägyptologen berechneten, auch die Könige Ägyptens im Alten Reich, in Jakobs Zeiten allerdings schon bedeutend kürzer. Dennoch, die Bildnisse des Königs Amenophis IV, der sich Echnaton nannte, sind wohl dem urtümlichen archaischen Typus am nächsten. Echnaton, ein Gott-König, der nur die Sonne anbetete, weil er keinen Grund hatte andere Götter zu verehren. Sein Thronname wird als: "Mit vollkommenen Gestalten, der Einzige des Re" wiedergeben.

19. Die Bedingungen für Langlebigkeit sind teilweise reproduzierbar, was einen Versuch zur Rückentwicklung auf Langlebigkeit in Aussicht stellt.
Die Mythen wurden verfasst in Zeiten, als die Wahrheit unglaubhaft geworden ist. Der Mythendichter kann sie nur andeuten. Mit selbstverständlichen Worten bildet er Sätze, die alles sagen und alles verbergen. Sätze, wie die in 1Mose 6, 2-3: "… da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre", mit denen er sagt und verbirgt, dass Lebenszeit und Geisteskraft aneinandergebunden sind und dass die Ursache des Rückganges der Lebenszeit im Erbgut der Frauen liegt. "Mensch" ist das Wort für Nachkommen von Männern eines bis zum Ende der letzten Eiszeit auf kleinen Inseln erhaltenen archaischen langlebigen Menschentypus und kurzlebigen Frauen des Festlandes. Sich von ihnen zu lösen ist unmöglich. Man sollte trotzdem das Mögliche tun, jetzt, wo dieser Mensch es zur Genetik und Molekularbiologie gebracht hat und sich vorgenommen hat ausgestorbene Tiere zu beleben. Was fehlt ist das Bekenntnis zum Geist als biologischer Anomalie und Glaube, diese Anomalie aus dem Erhaltenen deutlicher hervorzubringen können, als der Zufall es arrangiert. Bei tausendfach längeren Entwicklungszeiten der Spezies und mehrfach längeren Lebenszeiten wären Fähigkeiten in der Biologie nicht mehr so schamlose Erscheinungen.


Erste Darstellung: Dezember 2015
Zweite Darstellung: Juli 2017


weiter

zum Inhaltsverzeichnis